Hexerei
Am Montag waren wir ja in Magu, dem Distrikt, in dem ich meine Forschung machen will. Möglicherweise klappt das auch. Aber es kam immer wieder das Thema Hexerei auf.

Ich hatte auch schon bestimmt 10 Artikel dazu gelesen, aber irgendwie kann ich es immer noch nicht recht begreifen. Es gibt hier nämlich verschiedene Arten: Hexer, Magier, Zauberer, Heiler usw. Einige beziehen ihre Kraft aus Kräutern und der Natur weil sie es wissen und gelernt haben, andere weil sie das Gefühl dafür haben. Andere fragen die Ahnen. Dann gibt es welche, die können dir dein Problem benennen ohne dass du ihnen etwas sagst, sondern nur weil sie sich die Eingeweide eines geschlachteten Huhnes anschauen. Andere lassen sich das Problem erklären und die Klienten kommen selbst auf die Antwort, wer ihnen vielleicht etwas Böses wollte, weil sie bereits mit einer Idee dorthin gegangen sind. Dann gibt es auch noch Geister der Ahnen (aber nur solange man sie beim Namen kennt und etwas über sie weiß, sonst sind sie vergessen und verschwinden), aber auch Naturkräftegeister (des Wassers etc.). Durch die Christianisierung wurden einige engelsgleich, andere dem Teufel zugeschrieben. Normalerweise kann man wohl nur verflucht werden, wenn man miteinander verwandt ist. Oder aber, der dich Verfluchende muss dich sehr gut kennen (deine Namen, die deiner Verwandten und andere Dinge über dich).

Hier gibt es das Problem, dass alte Menschen immer wieder attackiert werden, weil man ihnen nachsagt, sie seien Hexen. Da habe ich die NGO-Mitarbeiter gefragt, wie das denn sein könne, dass die jungen Menschen Angst vor ihnen hätten, wenn das nur unter Verwandten ginge. So recht konnte man mir keine Antwort darauf geben, wich aber darauf aus, dass die Magie immer in dem Opfer wohnen würde. Wenn der glaubt er würde verhext, wird er sich so fühlen.
So ungefähr habe ich das interpretiert.

Der eine NGO-Mitarbeiter, den wir ein Stück mitgenommen hatten, fragte mich dann, ob ich und wir in Deutschland generell auch an Hexerei glauben würden. Das habe ich erst einmal verneint. Ich habe zwar erklärt, dass wir den Kindern die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ erzählen und Harry Potter sehr beliebt ist und es auch durchaus Menschen gäbe, die diesen und jenen Dinge Kräfte zuschrieben, wir im Allgemeinen aber nicht daran glaube würden. Da meinte er: „Oh wirklich!?“ Aber was denn sei, wenn etwas passieren würde, dass ich nicht erklären könne? Das war etwas freaky – denn es klang, als würde er es mir beweisen wollen *lach*
Also berichtete er von zwei Beispielen.

Beispiel Nr. 1
Einer der Dorfpolitiker sei plötzlich verschwunden. Man hätte ihn drei Tage lang gesucht und schließlich in den Bergen gefunden. Nackt und verwirrt. Er konnte nicht berichten, was passiert sei. Er schien auch äußerlich keine Wunden oder Verletzungen zu haben. Doch tataaa – nun kommts: seine beiden Testikel waren verschwunden. Es gab aber keine Anzeichen von Operation oder ähnliches. Sie waren einfach weg. Man hat ihn ins Krankenhaus gebracht und man konnte auch dort nichts herausfinden. Es stellte sich aber heraus, dass er mit einer verheirateten Frau ein Verhältnis hatte und man munkelte, dass ihre Familie etwas damit zu tun haben könne.

Beispiel Nr. 2
Der Nachbar des besagten NGO-Mitarbeiters war eines Tages in seinem Haus und spürte plötzlich, dass draußen jemand vor der Tür stünde obwohl niemand geklopft oder gerufen hatte. Also ging er und öffnete die Tür. Was er da sah, ließ ihn allerdings schreien wie am Spieß: Vor seiner Tür stand ein Chamäleon mit einem Brief im Maul und starte ihn an. Sofort kamen natürlich die Nachbarn und versammelten sich um das Chamäleon herum. Der Mann war immer noch am Schreien und fragte, was er tun solle. Da das Chamäleon ihn anblickte, meinten alle: „Na, der Brief muss für dich sein. Nimm ihn!“ Aber er zögerte. Da verschwand das Chamäleon plötzlich, ließ aber den Brief zurück. Unter dem Gutzureden der Nachbarn hob er ihn also auf und fragte, was er nun damit machen solle. Alle rieten ihm natürlich: „Na, öffne ihn!“. Also öffnete er den Brief. Und was stand darin? Lediglich: „Geh und komm zurück“.

Ja, und was nun? Glaubt ihr daran?

Mir wurde angeboten, dass ich doch gerne mind. eine Woche dort mit im Dorf wohnen könne, um das Dorfleben mal kennenzulernen. Aber ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht so sicher, ob ich das möchte *lach* obwohl ich schon gerne ein Chamäleon sehen würde und es kann mir auch gerne Post bringen :]